Diese einfache Tour führt von den Ufern des Gardasees zu denen des wesentlich kleineren Lago di Tenno, auf 600 m ü.d.M. bei der gleichnamigen Ortschaft. Sein türkisblaues Wasser und die ihn umgebenden Wiesen machen aus ihm ein ideales Ausflugsziel für alle, die sich an einem stillen Fleckchen dieser Region entspannen und sich vielleicht in einem der Restaurants dieses Gebietes an den köstlichen Trentiner Spezialitäten laben wollen.
Das Wasser des Sees ist ausgesprochen sauber, da es weder Felder noch Ortschaften in der Nähe seiner Ufer gibt. Wer also Schwimmen will, sollte den Badeanzug bzw. die Badeshorts nicht vergessen. Die Wassertemperatur ist im Sommer ideal, um sich, nach der Bergfahrt mit dem Bike, zu erfrischen. Der Wasserstand des Sees variiert, je nach den Niederschlägen, sehr stark. So wird die Insel in der Seemitte während des Sommers zu einer Halbinsel, die man auch zu Fuß erreichen kann. Im Winter hingegen sind die Bäume der Insel fast komplett überflutet.
Die Tour beginnt an den Ufern des Gardasees, d. h. in Riva, und führt über kleine, asphaltierte und weitab vom Verkehr gelegene Straßen bergauf. Gleich hinter Riva kommt sie ganz in der Nähe der „Cascate del Varone” vorbei. Hier bei Varone stürzen die Wassermassen, in eine spektakuläre, enge Klamm, 90 m in die Tiefe. Dieser Wasserfall ist ein absolutes Natur-Highlight der Region am oberen Gardasee. Der Eintritt ist zwar gebührenpflichtig, aber an schwülen Sommertagen verspricht diese sehenswerte Stätte wohltuende Abkühlung.
Nachdem wir das kleine Dorf Pranzo hinter uns gelassen haben und am Lago di Tenno angekommen sind, widerstehen wir der Verlockung, uns gleich in die kühlen Fluten zu stürzen und setzen die Tour fort. Jetzt geht es auf einer Asphaltstraße weiter bis nach Ballino, wo rechts auf eine steile, aber kurze Rampe abgebogen wird, die uns bis zum Gefälle bringt. Nun befinden wir uns mitten im Wald. Vom See keine Spur, aber er ist nicht weit entfernt und wir müssen keinen Meter bergauf radeln, um ihn zu erreichen. Die Schwerkraft wird auf einem schönen, kurvenreichen Saumpfad ihren Teil beitragen. Sobald wir den verschlungensten Streckenabschnitt hinter uns haben, fährt das Bike wie von alleine, und schon sind wir wieder am See, wo wir die verdiente Rast einlegen.
Der nächste Tourenabschnitt führt uns nach Canale. Dieses charakteristische mittelalterliche Dorf ist einen Besuch wert. Deshalb durchfahren wir seine engen Gassen und die Torbogen von verschiedenen Häusern. Die Dorfbewohner verließen es in der Nachkriegszeit und machten sich in die Poebene auf, wo sie sich in der Industrie nach Arbeit umsahen. Zurückblieben die unbewohnten Häuser und die brachliegenden Felder.
Das Dorf Canale wurde im 12. Jahrhundert gegründet, als die Bewohner von den weiter unten im Tal liegenden Dörfern aus praktischen Gründen näher an ihren Weidegründen sein wollten. Hinzu kam die Tatsache, dass es direkt an der Straße lag, die den Passo del Ballino (und folglich den Tonalepass in Richtung Schweiz und Österreich) mit dem Gardaseegebiet verband, und dies trug wiederum dazu bei, dass hier der Handel aufblühte.
Nachdem die Dorfbewohner Canale verlassen hatten, schien es so, als ob sein Verfall beschlossene Sache wäre. Aber ein Maler, Giacomo Vittone, war sein Retter. Er zog mit seinem Atelier in das Dorf um, und zwar nach langjähriger Arbeit als Bankangestellter in Riva del Garda. Mithilfe der Gemeinden von Riva del Garda und Tenno wurde das Haus von Vittone, nach einer gründlichen Restaurierung zum „La casa degli artisti – Haus der Künstler”, zu einer Stätte der Begegnung, wo sich auch verschiedene andere Künstler niederließen. Es ist sicherlich keine Seltenheit, dass die Idee einer Person zum Trend wird. Uns so geschah es, dass andere Personen aus ganz Europa nach Canale zogen, die Häuser dort restaurierten und sich für mehr oder weniger lange Zeiträume während des Jahres dort aufhielten.
Nach dem Besuch in Canale geht es auf der asphaltierten Straße bergauf bis zur ersten Kehre. Dort „stürzen” wir uns kopfüber auf einem alten Karrenweg in Richtung Tenno, wo sich die gleichnamige Burg auf einem Felsen erhebt. Eine weitere geschichtsträchtige Stätte, mit einer tausendjährigen Vergangenheit. Die Burg, auf römischen Fundamenten errichtet, war Schauplatz vieler Ereignisse und Domäne der Langobarden, der Franken, Guelfen und Gibellinen, um schließlich 1807 durch die bayrische Regierung an die Familie Brunati veräußert zu werden. Diese beseitigte mit Restaurierungsarbeiten die während des französisch-spanischen Krieges (18. JH.) entstandenen Schäden. Heute ist die Burg Privatbesitz und folglich nicht zur Besichtigung frei.
Hier stehen uns nun zwei Möglichkeiten zur Auswahl, um unsere Tour fortzusetzen bzw. zu beenden. Die erste führt auf der Asphaltstraße direkt nach Riva del Garda und ist technisch problemlos, aber dafür langweilig. Die zweite beginnt links von der Burg auf einem alten Karrenweg, der vor vielen Jahren benutzt wurde. Diese zweite Route führt über viele Stufen und Auswaschungen, ist sehr holprig und folglich nur für diejenigen geeignet, die sicher ihre Lenkstange im Griff haben. Wer also technisch anspruchsvolle Strecken bevorzugt, der sollte diesen Weg einschlagen, denn er ist wirklich geil! Achtung! Der letzte Abschnitt ist überaus eng und verschlungen. Er endet bei Varone, nicht weit von unserem Endziel Riva del Garda.
INFO TRAIL
Kilometer: 30
Höhenunterschied: 600 m
Schwierigkeitsgrad: einfach (ohne die Variante der Burg)
Beste Jahreszeit: das ganze Jahr über
Roadbook: Riva del Garda – SP 421 durch Pranzo – Lago di Tenno – auf der SP 421 bis nach Ballino – dort rechts weiterfahren und dem Wegweiser 406 bis nach Canale folgen – auf der Asphaltstraße bis nach Canale – bei der ersten Kehre rechts die Abfahrt mit dem Wegweiser 401/406 nehmen – Tenno – Castello di Tenno – zwischen der Asphaltstraße und der Burg dem Wegweiser 408 bis nach Gavazzo folgen (einfache Alternative: auf der Asphaltstraße bleiben) – Riva del Garda.