Am 14 Juli 2004, genau 157 Jahre nach der Ausgabe der Baugenehmigung an Giacomo Cis, Ideator und Planer der Verbindungsstraße zwischen Riva del Garda und dem Ledro Tal, wurde die ehemalige Ponalestraße als Weg für Fußgänger und Radfahrer wiedereröffnet.
Es öffnen sich somit die Türen für eine Mountainbike-Tour, die aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit als auch der abenteuerlichen Straßen wegen, praktisch einzigartig in Europa ist. Ein echtes Mekka des Mountainbikes, von den Pilgern unterschiedlichster Nationalitäten in fast allen Jahreszeiten besucht, auch wenn in der Höhe noch der Schnee liegt.
Aber beginnen wir beim Anfang, das heißt auf 66 Meter Meereshöhe in Riva del Garda, an der Einfahrt der alten Ponalestraße. Zitat aus einem alten Text: „Die gesammte Trasse bis zum letzten Tunnel hat eine Länge von 4,5 km. Das Höhenprofil besitzt eine regelmäßige Steigung, die zwischen 4,5% und 6% variiert, größtenteils aber bei 4,5% liegt. Da die Trasse der Beschaffenheit der Wände des Monte Rocchetta folgen musste, führen unzählige Windungen die Trasse in die vielen kleinen Täler, die vom Berg herunterführen, z.B die Schlucht des Sperone Tales. Um die Kurven etwas abzuschwächen, sah der Projektant Giacomo Cis ursprünglich vor, dass die Tunnel maximal 5x5 Meter groß gebohrt werden. Nun sind es acht Tunnels geworden, drei alte sind ausgebaut und verkleidet worden...“ Aus diesen Zeilen versteht man, dass man sich beim ersten Stück fast ausschließlich dem Ausblick aus den felsigen Wänden des Monte Rocchetta auf das kobaltblaue Wasser des Sees widmen kann, während sich die Beine langsam in der leichten Steigung für die wahre Prüfung weiter oben, vor dem Passo Rocchetta, aufwärmen.
Die Sanierung des „Giacomo Cis Weges“ hat einige Jahre Arbeit gekostet und schenkt heute den Ausflüglerln eine Naturstraße von ca. 2 m Breite senkrecht über dem See mit atemberaubender Aussicht auf das Gardaseegebiet. Der Weg mündet am Ende in eine kehrenreiche Asphaltstraße, die bis zum Dörfchen Pregasina für den Verkehr gesperrt ist. Die typische Ruhe vor dem Sturm: in der Ruhe dieses Dörfchens radelnd, umrahmt von den Hängen der Berge über dem Gardasee, schlägt man den Weg zu einem Teil der Auffahrt ein, die euch wortwörtlich den Atem raubt und euch bis zur Malga Palaer führt. Die 15% Steigung gönnt keinem eine Pause bis man einen weiten Platz erreicht, an dem man an klaren Tagen den gesammten Gardasee bis zu seinen südlichsten Ausläufern bewundern kann. Ein idealer Platz um auf dieser unendlichen Auffahrt eine wohlverdiente Pause zu machen. Auf die steile Steigung folgt nach der Malga Palaer ein technischer Trail, den es aufwärts mit seinen eigenen technischen Fähigkeiten und Kraft zu bezwingen gilt: Stufen und Wurzeln zwingen viele, das Bike an einigen Punkten zu schieben bis man den luftigen Passo Rocchetta errreicht, 1100 Meter über dem Abgrund zum See und einer der Plätze am See, an dem man gewesen sein sollte.
Es scheint unglaublich, dass man in so kurzer Zeit, ausgehend von den 66 Metern in Riva del Garda, so weit hoch gefahren ist. Der Tremalzo tritt hier das erste Mal in Erscheinung, weit weg und unnahbar. Wir folgen nun einem schönen ebenen Weg, durchqueren dabei den einzigen Punkt zum Auffüllen der Wasserflaschen bei der Baita Segala. Vom Alpini-Verein des Ledrosees wird diese instand gehalten, regelmäßig mit Mineralwasser versorgt und ist für das Publikum gegen eine freiwillige Spende von Bikern oder Wanderern offen, die dort Rast machen möchten.
Wir können wärmstens ein Barbecue auf der Terrasse gegenüber der Berghütte empfehlen, dabei muss man sich natürlich vorher erinnern die Steaks vom Tal mitzunehmen und kann in aller Ruhe während des Grillens die Aussicht auf das Singol Tal über Limone genießen.
Die Abzweigung der richtigen Tremalzostraße am Passo Nota kennzeichnet den letzten Abschnitt des Anstieges dieser Tour: Eine Militärstraße mit konstanter Steigung, die gebaut wurde, um zum Grenzpunkt zwischen Italien und Österreich zu gelangen, der genau am Passo Tremalzo auf 1788 m Höhe lag. Die Grenze bestand bis zum Ende des 1. Weltkrieges. Der gemächliche Rythmus des Anstieges erlaubt es, die Trasse dieser Straße zu bewundern, mit ihren zahlreichen Kehren und einigen Tunnels, ein wahrliche Meisterleistung der italienischen Pioniere.
Während der schönen Frühlingstage werdet ihr euch nicht einsam fühlen in dieser abgelegenen Region zwischen dem Ledrosee und dem Gardasee, da zahlreiche Biker zusammen mit euch diesen Pass bezwingen werden. Nach der Fahrt durch einen langen dunklen Tunnel könnt ihr schon sehen, wieviel noch bis zum Ende eurer Mühen fehlt, da vor euch die restlichen Kehren bis zum Pass liegen. Auf diesem Teilstück bleibt der Schnee nach einem harten Winter bis Mitte Mai liegen und Schneeverfrachtungen am Tunnelausgang können die Ausfahrt vom vorletzten Tunnel in ein abenteuerliches Unterfangen verwandeln. Es ist schon vorgekommen, dass die ersten Biker sich am Anfang der Saison den Ausgang mit der Lawinenschaufel, die für diesen Notfall im Rucksack mitgenommen wurde, freischaufeln mussten.
Nach der Durchfahrt des letzten Tunnels kann man sagen, dass man es geschafft hat: es beginnt die Abfahrt! Viele Biker entscheiden sich auf dem Weg des Anstieges zurückzukehren, eine verlockende Abfahrt die sicher Spass macht, aber erneut auf der Strecke der Auffahrt verläuft. Es lohnt sich diese Alternative zu wählen, wenn man einen Shuttlebus benützt, die die Biker von Torbole direkt zum Riffugio Garda bringen, kurz unterhalb vom Tremalzopass. Ansonsten empfehlen wir unbedingt die Variante, die zum Ledrosee hinabführt, vorbei am Rifugio Garda und der Cima Caset. Ein schöner Singletrail unterhalb des Monte Corno bringt euch in eine andere Zone des Gardasees, die euch bestimmt das süße Leben in Torbole und Riva vergessen lässt und euch inmitten von Wäldern hineinkatapultiert, in denen man den Eindruck hat, dass dort schon seit Jahrzenten keine Menschenseele mehr gesehen wurde, um am Ende am Ledrosee anzukommen.
Der Rückweg zum Ufer des Gardasees führt erneut auf der alten Ponalestraße, diesmal jedoch erfolgt die Einfahrt in der Ortschaft Biacesa und mündet an der Brücke des Ponale Tales in die Straße des Anstieges. Unserer Meinung nach existiert keine schönere Rückfahrt von einer Montainbike Tour, als die sanfte Abfahrt auf dem Giacomo Cis Weg nach Riva del Garda.
INFO TRAIL
Höhenunterschied: 2270m
Länge: 56 km
Schwierigkeit: ****
Beste Zeit: Mitte Mai – Mitte Oktober
Route: Riva del Garda - Pregasina (auf dem Giacomo Cis Weg, alte Ponale Straße) - Malga Palaer - Passo Rocchetta (Auffahrt Weg 422, der 400 Meter nach der Malga Palaer von der Schotterstraße links weggeht. NICHT den Pfad nehmen, der direkt von der Alm weggeht. Dieser ist nicht aufwärts fahrbar) - Passo Guil - Bocca dei Fortini - Passo Nota - Passo Tremalzo - Rifugio Garda - Bocca Caset - Malga Giù – 456er Weg bis San Martino - Ledrosee - Molina di Ledro - Biacesa - Riva del Garda (auf der alten Ponalestraße und dann auf dem Giacomo Cis Weg).